Herjolfur (Hery) Update

Herjolfur ist nun 6 Monate in Deutschland. Unsere ersten Tiergespräche waren geprägt von Traurigkeitswellen, Heimweh und der Sehnsucht nach Weite. Natürlich ließen mich diese Emotionen damals nicht kalt, doch Hery sagte mir, dass ich nicht für seine Gefühle verantwortlich sei. Er bemerkte selbstverständlich, dass ich ihm seine Emotionen erleichtern wollte, was natürlich unmöglich ist. 

So blieb ich in unseren Gesprächen so präsent wie möglich, schuf einen sicheren Raum und wurde darin viele Male Zeugin und Mitfühlende seiner Trauer und Sehnsucht.

Und plötzlich war die Trauer vorbei!

Vor kurzem wurde mir mit einem Mal bewusst, dass die Trauerwellen und die Sehnsucht in unseren Gesprächen nicht mehr auftauchten. Die Themen wandelten sich und es ging mehr um Lauffreude, Buckeln und aufkommende Frühlingsgefühle! Hery hat die große, direkte Trauer durchlebt. Seine Heimat ist weiterhin ein schmerzliche Erinnerung in seinem Herzen aber die überwältigende Intensität ist vorüber. 

Als erstes bemerkte ich dies an seinem Verhalten beim Putzen und Ausreiten. Er war lebendiger und verspielter beim Putzen, wollte gleich los und hatte viel weniger Geduld als üblich. Beim Reiten buckelte er einige Male, war kraftvoll und voller Energie (wir hatten dann auch ein Gespräch über Buckeln beim Reiten....).

Es schein als wäre Herjolfur aus der Trauer (Lethargie) erwacht und zeige nun sein eigentliches Wesen. Er ist kraftvoll, sehr arbeitswillig und scheut auch größere Anstrengungen nicht, ganz im Gegenteil! Für mich ist es ein nochmaliges Kennenlernen seines (wahren) Wesens, ein wirklich wundervoller Schritt in unserem weiter anhaltenden Kennenlernprozess (der gefühlt lange dauern oder vielleicht sogar nie ganz enden wird).